„Ich wollte von Judo nichts mehr wissen“
Judo-Weltmeisterin Anna-Maria Wagner über ihre Post-Olympia-Depression
Anna-Maria Wagner, 25, wurde im Juni 2021 Judo-Weltmeisterin. Sechs Wochen später gewann sie zwei Mal Bronze bei den Olympischen Spielen in Tokio. Dann erkrankte die Ravensburgerin an einer Post-Olympia-Depression. Sie dachte daran, ihre Karriere zu beenden. Der Weg zurück auf die Wettkampf-Matte ist mühsam.
Anna-Maria, du hast 2021 das erfolgreichste Jahr deiner sportlichen Karriere erlebt. Du hättest der glücklichste Mensch der Welt sein können.
Wagner: Ja, in den ersten zwei Wochen nach meiner Rückkehr aus Tokio war es auch aufregend und schön. Ich habe ordentlich gefeiert. Es gab viele Termine, Interviews und Ehrungen. Aber dann kam – nichts. Ich bin in ein Loch gefallen. Da war nur Leere. Die sogenannte Post-Olympia-Depression hatte mich erwischt. Dabei war es mein Kindheitstraum gewesen, einmal an Olympischen Spielen teilzunehmen. Nun war ich zum ersten Mal dabei, und es hätte nicht perfekter laufen können. Ich habe im Einzel und im Mixed-Wettbewerb jeweils Bronze gewonnen. Ich hatte alles geschafft. Aber dann habe ich mich gefragt: Wie geht es jetzt weiter?