Zusätzlich zu den regulären Angeboten existieren bundesweit verteilt sportspezifische Anlaufstellen, die sich auf die seelische Gesundheit im Leistungssport spezialisiert haben. Hilfesuchende Athleten können hier höchst diskret und niederschwellig Kontakt mit geschulten Sportpsychologen, Sportpsychotherapeuten und -psychiatern aufnehmen. Die speziellen Rahmenbedingungen und Bedürfnisse im Leistungs- und Spitzensport finden hier besonders Berücksichtigung.
Bundesinstitut für Sportwissenschaft
Auf der Expertendatenbank des Bundesinstituts für Sportwissenschaft findest Du qualifizierte sportpsychologische Experten, die in der Regel nach dem postgradualen Ausbildungsgang "asp-Curriculum Sportpsychologisches Coaching und Training im Leistungssport“ des Ausbildungspartners Center of Mental Excellence (CME) von der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie das Zertifikat „Sportpsychologischer Experte/in (asp)“ erhalten und vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft in dessen Expertendatenbank aufgenommen wurden. Wenn Du einen qualifizierten Sportpsychologischen Experten suchst, ist diese Datenbank daher eine gute Informationsquelle.
Für die (Mit)Finanzierung sportpsychologischer Betreuungs- und Beratungsleistungen im Spitzensport stehen den Spitzenverbänden bzw. den universitären Hochschulen verschiedene Verfahren und Wege zur Verfügung. So werden vom BISp, dem DOSB und den Olympiastützpunkten sportpsychologische Betreuungsmaßnahmen finanziell unterstützt. Es kann sich also auch lohnen, mal konkret bei dem jeweiligen Spitzenverband um sportpsychologische Unterstützungsmöglichkeiten zu bitten.
Olympiastützpunkte
In Deutschland existieren 17 Olympiastützpunkte, in denen Athleten olympischer Disziplinen (OK bis NK 1 der Spitzenverbände), Athleten einer paralympischen (A- bis C-Kader des Deutschen Behindertensportverbandes) oder deaflympischen Disziplin (A- und B-Kader des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes) Serviceleistungen aus den Gebieten Sportwissenschaft, -psychologie, -medizin, Leistungsdiagnostik, Physiotherapie, Ernährungswissenschaft und Karriereplanung in Anspruch nehmen können.
Wenn Du einen entsprechenden Kaderstatus besitzt, kannst Du an den Olympiastützpunkten der jeweiligen Bundesländer Kontakt zu den vor Ort arbeitenden Sportpsychologen aufnehmen und Dich beraten lassen.
An einigen Olympiastützpunkten wie Heidelberg und Berlin gibt es zusätzliche sportpsychiatrische bzw. -psychotherapeutische Angebote direkt am OSP, um schnell und unkompliziert Beratung bzw. Behandlung bei psychischen Problemen zu bekommen.
Special Olympics Deutschland - Strong Minds
Strong Minds – Innere Stärke ist ein Teil des Programms von Special Olympics „Healthy Athletes“ zum Thema Sport und Gesundheit bei Menschen mit geistiger Behinderung.
Der Schwerpunkt liegt auf dem psychischen Wohlbefinden mit dem Ziel, die Kompetenzen zur Bewältigung und Verbesserung der Widerstandsfähigkeit auf Alltags- und psychische Belastungen zu stärken. In diesem Bereich eignen sich Athleten z.B. Techniken zur Bewältigung von ungewünschtem Stress bzw. unangenehmen Situationen an. Dadurch erlernen sie, wie sie ihr Denken und Handeln positiv beeinflussen können oder wie sie ihre Motivation und Selbstwirksamkeit verbessern können.
Hier findest du Gesundheitsinformationen in leichter Sprache:
www.specialolympics.de
MentalGestärkt – Psychische Gesundheit im Leistungssport
MentalGestärkt ist eine Netzwerkinitiative des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthochschule Köln in Kooperation mit der Robert-Enke-Stiftung, der Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) und der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VDV). Die Initiative hat zum Ziel, psychische Gesundheit im Leistungssport zu erhalten und zu fördern. Der Fokus liegt insbesondere auf der Psychoedukation und Prävention im Nachwuchsleistungssport. Sportpsychologische Workshops sowie Einzelbetreuungen für verschiedene Zielgruppen werden angeboten oder vermittelt.
Auf der Webseite findet Ihr aktuelle Infos über Veranstaltungen, Workshops und Fortbildungen für Trainer, Sportpsychologen, Psychotherapeuten und Psychiater und aktuelles aus der Forschung.
Dipl. Psych. Marion Sulprizio leitet dafür eine Koordinationsstelle. Sie bietet in diesem Rahmen einen niedrigschwelligen Erstkontakt an und vermittelt bundesweit sportpsychologische Unterstützung. Bei Bedarf kannst Du Dich gerne direkt telefonisch oder per E-Mail an sie wenden:
Koordinationsstelle:
Dipl.-Psych. Marion Sulprizio
mentalgestaerkt@dshs-koeln.de
Tel.: 0221 | 4982-5540
Fax: 0221 | 4982-8170
Anlauf gegen Gewalt
Die Initiative von Athleten Deutschland „Anlauf gegen Gewalt“ ist eine unabhängige Anlaufstelle für Betroffene von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt im Spitzensport.
Von interpersonaler Gewalt betroffene Bundeskaderathleten können sich per E-Mail oder telefonisch über die Hotline an die Anlaufstelle wenden. Das Erstgespräch erfolgt anonym und kostenfrei. Die Schilderungen der Ratsuchenden bleiben vertraulich. Die Anlaufstelle verweist an psychotherapeutische und/oder rechtliche Unterstützung aus einem Pool von geschulten Psychotherapeuten und/oder Rechtsanwälten. Dort können die Betroffenen zeitnah eine kostenfreie Erstberatung erhalten. Eine weiterführende Begleitung durch die Ansprechpersonen von Anlauf gegen Gewalt ist auf Wunsch ebenso möglich.
Grundsätzlich gilt: Alles, was Betroffene als Überschreitung ihrer Grenzen wahrnehmen, reicht für eine Kontaktaufnahme. Anlauf gegen Gewalt richtet sein an Angebot an Betroffene von sexualisierter, körperlicher und emotionaler Gewalt.
Betroffene können sich montags zwischen 11:00 Uhr und 14:00 Uhr und donnerstags zwischen 16:00 Uhr und 19:00 Uhr telefonisch bei der Anlaufstelle melden. Die telefonische Erreichbarkeit wird durch Fachkräfte von N.I.N.A. e.V. gewährleistet, die für die Besonderheiten im Spitzensport geschult wurden. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, schriftlich Kontakt via E-Mail mit unseren Ansprechpartnern aufzunehmen. Die Ansprechpartner melden sich dann innerhalb von 2 Werktagen.
Aktive und ehemalige Bundeskaderathleten können die Anlaufstelle unter 0800 90 90 444 oder kontakt@anlauf-gegen-gewalt.org kontaktieren.
Robert-Enke-Stiftung
Die Robert-Enke-Stiftung (RES) wurde vom Deutschen Fußball-Bund e.V., dem DFL e.V. und der Hannover 96 GmbH & Co. KG gegründet. Sie unterstützt Projekte, Maßnahmen und Einrichtungen, die über Herzkrankheiten von Kindern sowie Depressionskrankheiten aufklären und deren Erforschung oder Behandlung dienen. Dabei arbeitet die RES sowohl als operativ tätige Stiftung, die ihre Ziele mit eigeninitiierten Projekten verfolgt, als auch als fördernde Stiftung, die es Außenstehenden ermöglicht, sich mit Projektanfragen, die einen direkten Bezug zu den Stiftungszwecken beinhalten, an die Stiftung zu wenden, um für die Umsetzung der Vorhaben finanzielle Unterstützung zu erhalten.
Hier findet Ihr eine Übersicht über die breit gefächerten und engagierten Projekte:
Es lohnt sich auf jeden Fall mal reinzugucken.
Bzgl. konkreter Hilfestellungen sind die Projekte Beratungshotline für Seelische Gesundheit im Sport, Enke App und MentalGestärkt besonders hervorzugeben.
Beratungshotline für Seelische Gesundheit im Sport
Die Robert-Enke-Stiftung bietet in Kooperation mit der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der RWTH Aachen eine Beratungshotline für Seelische Gesundheit im Sport an. Hier kannst du sowohl als Leistungssportler, als auch als Person, die nicht aus dem Sport kommt, anonym Informationen über Depressionen und deren Behandlungsmöglichkeiten erhalten. Die Rufnummer ist immer montags bis freitags zwischen 09.00 bis 12.00 Uhr und 13.00 bis 16.00 Uhr zu erreichen.
Hotline: 0241-8036777
Enke App
Die Enke App vermittelt Wissen rund um Depressionen und konkrete Hilfsangebote, bietet ein Moodmonitoring und Selbsttests und hat auch einen Notruf-Button integriert, mit dessen Unterstützung Suizidgefährdete mit Hilfe einer GPS-Lokalisierung einen Hilferuf absetzen können.
Referat Sportpsychiatrie -und psychotherapie der DGPPN
Innerhalb der DGPPN (Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e. V.) wurde 2010 das Referat „Sportpsychiatrie und -psychotherapie“ gegründet, das von der Robert-Enke-Stiftung unterstützt wird. Die Zielsetzung des Referates ist die Prävention, Behandlung und Erhaltung der seelischen Gesundheit im Leistungssport sowie die Erforschung und eine bessere Integration der Sport- und Bewegungstherapie in die Behandlung psychischer Erkrankungen. Um diese Ziele zu erreichen, haben sich unter dem Dach der wissenschaftlichen Fachgesellschaft bundesweit Experten auf dem Gebiet der Sportpsychiatrie und -psychotherapie vernetzt. Geleitet wird das Referat von Univ.-Prof. Dr. med. Andreas Ströhle, Dr. med. Karsten Henkel und Dr. med. Frank Helmig.
Innerhalb der letzten Jahre hat das Referat ein bundesweites ambulantes und stationäres Unterstützungsnetzwerk für psychisch erkrankte Leistungssportler aufgebaut. Zu den Angeboten gehört ein universitärer Zusammenschluss von bundesweit in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Lichtenstein verteilten DGPPN-Zentren für seelische Gesundheit im Sport“, in denen spezialisierte ambulante sportpsychiatrische und -psychotherapeutische Sprechstunden für Leistungssportler regional und niedrigschwellig angeboten werden.
Zusätzlich findet Ihr auf der Website eine Zusammenstellung der ebenfalls bundesweit verteiltet DGPPN-Experten für Sportpsychiatrie und -psychotherapie. Alle genannten Kollegen sind Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie und/oder psychologische Psychotherapeuten und haben die Zusatzqualifikation Sportpsychiatrie durch die DGPPN-Workshops Sportpsychiatrie und -psychotherapie erworben.
Referat Sportpsychiatrie im Kindes-und Jugendalter der DGKJP
Gerade für junge Sportler unter 18 Jahre ist es wünschenswert und wichtig, auf ihre Altersgruppe spezialisierte Ansprechpartner und Anlaufstellen bei psychischen Problemen zu haben. Deshalb hat sich 2020 unter den Kinder- und Jugendpsychiatern die Arbeitsgruppe "Sportpsychiatrie im Kindes- und Jugendalter" der DGKJP (Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie e.V.) gegründet mit dem Ziel, sich zu vernetzen und entsprechende Angebote zu schaffen. Aktuell befindet sich die Gruppe im Aufbau und wir hoffen, dass wir bald überregional Angebote etablieren können. Du erreichst uns unter sportpsychiatrie@dgkjp.de
Stationäres Angebot spezifisch für Leistungssportler – Libermenta Klinik Schloss Freudental
Seit September 2022 leitet Petra Dallmann als Chefärztin die Abteilung Sportpsychiatrie und -psychotherapie der Libermenta Klinik Schloss Freudental. Hier findet sich deutschlandweit das erste stationäre bzw. teilstationäre Behandlungskonzept für Sportler. Das Behandlerteam bringt Erfahrungen aus dem Leistungssport mit und das Therapiekonzept orientiert sich unter anderem an den besonderen Anforderungen der Sportler hinsichtlich der Sporttherapie. Diese ist hochfrequent und kann an die individuellen Bedürfnisse jedes Einzelnen angepasst werden von der Erhaltung eines guten Trainingszustandes über Sport in der Natur bis hin zum Ausprobieren neuer Bewegungsformen wie Klettern oder Yoga. Ziel ist oft die Freude am Sport, ganz ohne Leistungsdruck wieder zu gewinnen.